Dentinhypersensibilität, Lebensqualität und die Bedeutung einer guten Patienten-Kommunikation

Welche Rolle spielt Dentinhypersensibilität in der Zahnarztpraxis?

Welche Rolle spielt Dentinhypersensibilität in der Zahnarztpraxis?

Bei einer 2020 durchgeführten Befragung gaben 9 von 10 Zahnärzten an, dass ihnen das Erkennen einer Dentinhypersensibilität (DHS) bei ihren Patienten persönlich wichtig ist. Dennoch fragen weniger als die Hälfte (39 %) proaktiv danach.1 Und umgekehrt ist es ähnlich: Patienten scheinen ihre Dentinhypersensibilität in der Zahnarztpraxis nicht immer zu erwähnen. 2

1.SermoFIT. Umfrage zur Patienten-Interaktion bei 172 Zahnärzten aus China, Deutschland, Indien, Türkei, Großbritannien und den USA. 8.6.2020.2.Canadian Advisory Board on Dentine Hypersensitivity, Consensus-based recommendations for the diagnosis and management of dentine hypersensitivity. J Can Dent Assoc 2003: 69: 221–228.

Ein Umdenken ist erforderlich

Was folgt daraus für die Praxis? Nicht alles wird bei der zahnärztlichen Untersuchung sichtbar, trotzdem können Beschwerden existieren und Patienten wünschen sich eine adäquate Betreuung. 

Dies wird durch neuere Forschungsergebnisse gestützt: Die Einschätzung von Patienten zur Qualität der zahnmedizinischen Versorgung sowie die Bereitschaft, diese in Anspruch zu nehmen, hängt davon ab, wie sie die Zahnärzte als Betreuer wahrnehmen.3 Patienten sind zufriedener mit Zahnärzten, die über Optionen einer Behandlung aufklären, und die über gute kommunikative Fähigkeiten verfügen.3

3. Sbaraini A, et al. Experiences of dental care: what do patients value? BMC Health Services Research, 2012, 12:177

“Wir wissen, dass die Auswirkungen der Dentinhypersensibilität bei manchen Menschen zu einer wirklich erheblichen Beeinträchtigung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität führen können“

Es ist nicht dramatisch, aber es beeinträchtigt die Lebensqualität

Dabei ist Dentinhypersensibilität nicht selten, mindestens ein Drittel der Europäer zwischen 18 und 35 Jahren kann davon berichten.4 Für viele der Betroffenen beeinträchtigt dieser Zustand wesentlich ihre persönliche Lebensqualität.5

Diese Auswirkungen auf die Lebensqualität sind mit validierten Methoden untersucht worden: Laut Bekes et al. ist der Wert für die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (gemessen mit dem OHIP-49-Fragebogen zur mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität) bei Patienten mit DHS signifikant schlechter als in der Allgemeinbevölkerung.6

4. West NX et al. Prevalence of dentine hypersensitivity and study of associated factors: A European population-based cross-sectional study. J Dent 2013; 41;841-8515. Addy M. Dentine hypersensitivity: new perspectives on an old problem. Int J Dent. 2002. 52:367-375.6. Bekes K et al. Oral health-related quality of life in patients seeking care for dentin hypersensitivity. J Oral Rehabil. 2009. 36:45–51

Unbewusste Bewältigungsstrategien.

Dentinhypersensibilität kurz erklärt.

Im Rahmen einer klinischen Studie wurden 73 Patienten mit DHS zu Studienbeginn mit einem standardisierten Fragebogen zu ihrem Vermeidungsverhalten befragt.7

Freiliegendes Dentin und daraus folgend Dentinhypersensibilität tritt sehr oft in Kombination mit Anzeichen von Zahnerosion und/oder freiliegenden Zahnhälsen auf.5 Ursächlich für Zahnerosion ist häufig der regelmäßige Konsum säurehaltiger Lebensmittel und Getränke. Dentin kann auch durch traumatisierendes Zahnputzverhalten und/oder (behandelte) Parodontitis freigelegt werden.7 Die Veränderung des Flüssigkeitsstromes in den freiliegenden Dentinkanälchen „übersetzt“ unterschiedliche auslösende Reize9 und es kommt zu den charakteristischen plötzlich auftretenden und meist kurz anhaltenden Schmerzen.

7. Mason S, et al. BMC Oral Health, 2019;19:2268. Chabanski, M. et al. Clinical evaluation of cervical dentine sensitivity in a population of patients referred to a specialist periodontology department: a pilot study. J of oral rehabilitation 1997. 24(9); 666-672.9. Brännström M. A hydrodynamic mechanism in the transmission of pain producing stimuli through the dentine. In: Sensory mechanisms in dentine, ed. D. J. Anderson. Oxford: Pergamon Press, 1963; 73–9.

Den Patienten helfen

Bevor Behandler ihren Patienten helfen können, ist Kommunikation wichtig, schon bei der Differentialdiagnose – episodischer Zahnschmerz kann auch andere Ursachen haben – und genauso bei der Ursachenforschung

Die individuell angepasste Therapie bei Dentinhypersensibilität sollte immer in Zusammenarbeit mit den Patienten erfolgen. Sowohl die Beseitigung möglicher Ursachen als auch die Linderung von Symptomen sind dabei wichtig.

Die Beschwerden bei Dentinhypersensibilität können gelindert werden, und das oft schon mit einfachen Mitteln - etwa durch die unterstützende Anwendung geeigneter Mundpflegeprodukte wie Zahnpasten mit schmerzreduzierenden Inhaltsstoffen.10 Zum Beispiel Sensodyne Repair* & Protect mit 0,454% Zinnfluorid, das bei regelmäßiger täglicher Anwendung eine Schutzschicht auf empfindlichen Zahnbereichen bildet.11

Und wie sieht es mit der Vermeidung möglicher Ursachen aus – zum Beispiel einer Veränderung von Ernährungs- und Zahnputzverhalten?

*Eine Schutzschicht wird auf den schmerzempfindlichen Bereichen der Zähne gebildet. Regelmäßige Anwendung, 2x täglich, liefert anhaltenden Schutz vor Schmerzempfindlichkeit.10. Martins CC et al. Desensitizing Toothpastes for Dentin Hypersensitivity: A Network Meta-analysis. J Dent Res 2020. 99(5): 514– 522.11. Earl J, Langford RM, Am J Dent 2013; 26: 19A-24A

  • Vermeiden

    Vermeiden 77 % vermeiden sehr kalte Getränke oder Speisen  38 % hatten sehr heißes Essen vermieden

    Vermeiden

    77 % vermeiden sehr kalte Getränke oder Speisen

    38 % hatten sehr heißes Essen vermieden.12

    12. GSK data on file. Studie 204930, 2017.

  • Anpassen

    81 % ändern die Art, wie sie bestimmte Dinge essen oder trinken 56% nehmen das Essen nur in kleinen Bissen zu sich.12

    Anpassen

    81 % ändern die Art, wie sie bestimmte Dinge essen oder trinken

    56% nehmen das Essen nur in kleinen Bissen zu sich.12

    12. GSK data on file. Studie 204930, 2017.

  • Kompromisslösung

    Compromise 41% cool foods/drinks down before having them 73% leave cold foods or drinks to warm up/melt before having them

    Kompromisslösung 41 % lassen heiße Speisen/Getränke vor dem Verzehr abkühlen

    73% lassen kalte Speisen/Getränke vor dem Verzehr warm werden12

    12. GSK data on file. Studie 204930, 2017.

  • Ertragen

    67% achten darauf, wie sie an einem kalten Tag einatmen 45% tragen an kalten Tagen einen Schal über ihrem Mund12

    Ertragen

    67% achten darauf, wie sie an einem kalten Tag einatmen

    45% tragen an kalten Tagen einen Schal über ihrem Mund12

    12. GSK data on file. Studie 204930, 2017.

Ursachen von Dentinhypersensibilität vermeiden

Ursachen von Dentinhypersensibilität vermeiden

Und wie sieht es um die Vermeidung möglicher Ursachen aus – eine Veränderung etwa von Ernährung und Zahnputzverhalten?

Über dieses Thema haben wir mit Privatdozent Dr. Johan Wölber von der Universität Freiburg gesprochen. Er ist Parodontologe, Ernährungsmediziner und zudem ein bekannter Experte zur Patientenkommunikation in der Zahnmedizin.

PD Dr. Johan Wölber verbindet in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit Zahnmedizin, Parodontologie, Ernährungswissenschaft und die Kommunikation mit Patienten. Er hat uns einige Fragen zum Thema beantwortet.

Warum Patientenkommunikation wichtig ist

Was hat Sie eigentlich dazu bewegt, sich wissenschaftlich mit dem Thema Patientenkommunikation zu befassen?

Wir Zahnärzte und das zahnärztliche Team sind häufig sehr auf die handwerklichen Fähigkeiten und technischen Details unseres Berufs fokussiert und darin super ausgebildet. Wenn es aber darum geht, diese hohe Qualität nicht nur in den Mund sondern auch zum „Menschen“ als emotionales Wesen zu transportieren, scheitern leider viele von uns. Kein Patient kann die technisch-objektive Qualität seiner Restauration valide bewerten. Er wird stattdessen in der Bewertung auf andere Faktoren, wie die Kommunikation des Behandlungsteams, zurückgreifen. Wenn ich also die schönste Füllung kreiere, dabei aber schlecht kommuniziere, wird der Patient auch subjektiv die Füllung schlecht oder schlechter bewerten.

Wenn wir aber noch einen Schritt weitergehen und uns fragen, wieso Menschen eigentlich Karies, Gingivitis und Parodontitis bekommen, dann kommen wir zum Schluss, dass dies eigentlich vermeidbare Erkrankungen sind, denen der Patient durch Verhaltensänderungen sehr gut vorbeugen kann. 

So wurde mir klar, dass eine präventiv orientierte und kausal-therapierende Zahnmedizin auch verhaltensbedingte Risikofaktoren adressieren sollte. Und dies sollten wir in genau derselben Qualität und den Ansprüchen machen, die wir an unsere Restaurationen und anderen technischen Leistungen stellen. Nur: darin müssen wir besser ausgebildet werden!

Kompetenz Motivation Gelegenheit Verhalten

COM-B-Modell der Verhaltensänderung (nach Michie et al. 2011) 13

Das Gespräch

Wie läuft bei Ihnen ein typisches Erstgespräch etwa mit einer Patientin mit (vermuteter) Dentinhypersensibilität ab?

Das A und O ist ein vertrauensvolles und entspanntes Gespräch. Es gibt oft eine Diskrepanz zwischen empfundener und berichteter Dentinhypersensibilität. Nicht selten haben Patienten die Dentinhypersensibilität geradezu verdrängt. Das ist ja auch nicht verwunderlich, wenn man mal selber an seine Arztbesuche denkt. Auch wenn es eine Routineuntersuchung ist, haben doch viele Menschen einen steigenden Puls und eine Anspannung, wenn sie zum Arzt oder Zahnarzt gehen. In dieser Anspannung vergisst man so einiges, auch Dentinhypersensibilität. Das heißt Vertrauen und Entspannung sind ganz wesentliche Kennzeichen eines guten Gesprächs.

Bei einem Patienten sehe ich beispielsweise freiliegende Zahnhälse sowie Anzeichen von Erosion. Möglicherweise also ein Problem der Ernährung und/oder traumatisierender Anwendung der Zahnbürste?

Indem ich sehr gut zuhöre, geeignete offene Fragen stelle und Patientenaussagen reflektiere, gewinne ich das Vertrauen meiner Patienten. Elemente des „Motivational Interviewing“ können auch in der Praxis eingesetzt werden, um Anstöße für ein geändertes Verhalten zu geben.

Ein Beispiel: „Wäre das in Ordnung, wenn wir das Thema Zahnpflege am Ende einmal kurz besprechen?“ Eine solche Frage wird Ihnen kaum jemand verneinen.

Die Frage „Wie betreiben Sie momentan Mundhygiene?“ erlaubt Ihnen, sich gemeinsam mit der Patientin dem Thema zu nähern. Oder auch mit den Fragen:

„Wie sieht es beim Essen oder Trinken aus? Erleben Sie irgendwelche Einschränkungen?“

„Indem ich sehr gut zuhöre, geeignete offene Fragen stelle und Patientenaussagen reflektiere, gewinne ich das Vertrauen meiner Patienten.“

Tipps für die Praxis

„Motivational Interviewing“ und Dentinhypersensibilität – wie passt das zusammen?

Nun ja, Ernährungsverhalten oder auch Zahnputzverhalten sollten sich bei den meisten Betroffenen ändern – das ist zwar leicht gesagt, aber so einfach geht das zumeist nicht. Bevor wir bereit sind unser Verhalten zu ändern, sind mehrere Schritte erforderlich.

Haben Sie Tipps für die Praxis?

Der Einstieg ist mit dem ersten offenen Gespräch geschafft, etwa über Beschwerden und den möglichen Zusammenhang auch zum Patientenverhalten. Ist das Problem erst einmal auf dem Tisch, kann es weitergehen.

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